Jedes denkmalgeschützte Gebäude hat aufgrund seines Alters und der vielen historischen Ereignisse eine Geschichte zu erzählen. Unser Speicher, der Hafen und auch die Menschen aus jener Zeit haben auch ihre ganz unterschiedlichen Geschichten, die wir Ihnen gerne erzählen möchten.
Nach dem Landtagsbeschluss im Jahre 1915, die Elde-Stör-Wasserstrasse für Schiffe bis zu 200 t Traglast auszubauen, entschloss sich der Schweriner Magistrat zum Bau eines Hafens am Ziegelinnensee.
Schon 1911 wurde dort eine feste Kaimauer zur Vorbereitung einer Gleisanlage gebaut. Am Südufer des Ziegelinnensees, am Spieltordamm, existierte bereits ein Güterumschlageplatz mit Verladeanlage
und fester Kaimauer, jedoch war hier kein Gleisanschluss möglich. 1920 erwarb die Holzhandlung Wilhelm Gehrcke & Sohn (später Säge- und Hobelwerk) ein Gelände am Nordostufer
des Ziegelsees für einen Holzlagerplatz.
Ein Jahr zuvor wurde die Schweriner Hafenbahn AG gegründet, die 1923 ihren Betrieb aufnahm. In diesem Jahr siedelten sich noch zwei weitere Betriebe an. Die Warengroß-Handlung Franz Wulf mit
ihren vier Zweigen, der Kaffeerösterei, der Essig- und Senffabrik, der Kanal- und Flußschiffsreederei sowie der Zuckerfabrik in Wittenburg. Und die Firma Hans F. Clausen, die an der
Mövenburgstrasse ein „Zement- und Kunstgranitsteinwerk“ eröffnete, jedoch bereits nach einem Jahr den Konkurs anmeldeten. Eine andere Firma übernahm das Gelände und eröffnete einen Stabeisen-,
Metall- und Kohlehandel. 1929 errichtete die Firma Haltermann und Thyssen (Hamburg) auf dem südlichen Teil des Kranweges eine Großtankanlage als zentrale Verteilstelle für fast ganz
Mecklenburg.
Nach und nach ist der Hafen weiter gewachsen. Die „Schall und Schwenke Brauerei“ südlich vom Hafen gab es schon, nicht jedoch die vorgelagerte Halbinsel. Das Säge- und Hobelwerk im Norden vergrößerte sich bis 1937 deutlich.
Quelle: Historischer Verein Schwerin e.V. Foto: Flurkarte 1934
1. LÖWENTHAL UND NORD
Der aus Warnemünde stammende Kaufmann Paul Oehlerich (1869-1959) kam 1891 nach Schwerin zur Firma Löwenthal und Nord.
Die 1855 in Bützow gegründete Firma, verlegte der Gründer Josephy Löwenthal (nur genannt Joseph) nach Schwerin, weil er hier einen besseren Absatzmarkt fand.
Sein Compagnon war sein späterer Schwager und Geheimer Kommerzienrat Semmy Nord. Der neun Jahre jüngere Semmy heiratete die Nichte von Joseph, so waren die Familien nicht nur beruflich miteinander verbunden.
Das Stammhaus befand sich in der Paulsstraße unweit zur Paulskirche. Die großen Speicher am Bahnhof wurden 1877 und 1880 erbaut. 1882 verstarb Joseph Löwenthal im Alter von 61 Jahren. Er blieb bis zum Schluss Seniorchef. Sein Sohn und Nachfolger wurde Gustav, der zu dieser Zeit erst 22 Jahre alt war.
1904 wurde der dritte Speicher in der Severinstraße gebaut. Für den inzwischen 74 Jahre alten Semmy Nord, rückte sein 32 jähriger Sohn Max Nord in die Geschäftsleitung nach.
2. GENERATION UND NEUER TEILHABER PAUL OEHLERICH
Die Firma ist zügig gewachsen und der 37 jährige Paul Oehlerich wurde 1906 Gesellschafter der Firma und war zu 25% am Gewinn beteiligt. Der Getreidehandel, nun benannt in Löwenthal, Nord & Co, kaufte Getreide aus ganz Mecklenburg und entlang der Elbe und verschiffte es über Hamburg bis nach Holland, Skandinavien, Frankreich und England. Trotz Einschnitten beim Export im ersten Weltkrieg expandierte die Firma. Auch Gustavs Sohn Otto Löwenthal folgte seinem Vater in die Firma.
Exkurs: Justizrat Felix Löwenthal
Gustav Löwenthal, der später ebenso, wie sein Onkel Kommerzienrat war, wohnte mit seiner Familie in der Alexandrienstraße 28. Hier wohnte ebenso Felix Löwenthal, vermutlich ein Cousin von Gustav oder aber auch Halbbruder.
Der Justizrat Felix Löwenthal soll nicht unerwähnt bleiben, denn sein Name ist eng mit der Demokratisierung Mecklenburgs zu Zeiten der Weimarer Republik verbunden.
Er arbeitete als Rechtsanwalt und Notar und war Mitbegründer der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei in Schwerin, deren Landesvorstand und Landesvorsitzender er später auch wurde. Er wurde als Abgeordneter in den Schweriner Stadtrat gewählt und wurde Vorstandsmitglied des Mecklenburgischen Städtetages.
Als im November 1918 Kaiser Wilhelm II. abdankte, musste wenig später im Zuge dessen auch der Großherzog Friedrich Franz IV. von Mecklenburg-Schwerin zurücktreten. Der neue Ministerpräsident Dr. Hugo Wendorff (1864 — 1945) bat Felix Löwenthal um Erstellung eines Verfassungsentwurfs für einen neu auszurufenden „Volksstaat Mecklenburg-Schwerin“. Der Entwurf, der auf den Prinzipien der Gewaltenteilung, Rechtstaatlichkeit, Gleichberechtigung und der parlamentarischen Demokratie beruhte, wurde am 17. Mai 1920 als Verfassung des Freistaates Mecklenburg-Schwerin angenommen. 1929 verstarb Justizrat Felix Salomon Löwenthal in Hamburg
3. MACHTERGREIFUNG DER NATIONALSOZIALISTEN
Zum Zeitpunkt der nationalsozialistischen Machtergreifung zählte die Firma Löwenthal, Nord & Co zu den erfolgreichsten Betrieben in Mecklenburg und war wohl das größte norddeutsche Getreideunternehmen. Es gab Zweigstellen in Sternberg, Lübeck, Bützow und Goldberg.
Später gehörte zum Unternehmen auch die Schweriner Mühlenwerks GmbH sowie der Mühlen & Handelsgesellschaft mbH in Wittenburg. Weitere Zweigstellen befanden sich in Rostock und Reinfeld.
1932 verstarb Max Nord in Schwerin. Für die Nachfolger der jüdischen Gründer endete die Erfolgsgeschichte als das Unternehmen der „Arisierung“ anheimfiel.
Der einzige nicht jüdische Teilhaber, Paul Oehlerich hatte sich schon 1933 für das Herausdrängen und die Enteignung der jüdischen Teilhaber beim Ministerpräsidenten von Mecklenburg und dem NSDAP-Mitglied Walter Granzow eingesetzt.
1934 wurde die Firma in Oehlerich und Sohn umbenannt und Otto Löwenthal aus der Geschäftsführung gedrängt. Er und die Witwe von Max Nord, Vera Nord waren sodann lediglich Kommanditisten.
Da das Leben für die jüdischen Familien in Schwerin immer schwieriger wurde, ging die Witwe Vera Nord mit ihren vier Töchtern nach Hamburg. Von dort aus emigrierten die Töchter in
in die USA bzw. nach England. Auch Gustav Löwenthal ging 1934 nach Hamburg, wo er 1935 mit 75 Jahren verstarb. Seine Tochter Anni ging nach Israel und sein jüngster Sohn Rudolf ging über Russland nach Shanghai und später nach New York.
1938 schlug Paul Oehlerich eine einmalige Ablösesumme von 250.000 RM für die beide zusammen vor, was in Anbetracht der Höhe der Einlagen von 367.000 RM für Vera Nord und 414.000 RM für die Familie Löwenthal einem blanken Raub gleichkam. Um seine Ausreise nicht zu gefährden, stimmte Otto Löwenthal notgedrungen zu. (Zitat: Bernd Kasten, Ausgrenzung, Vertreibung, Vernichtung, Juden in Schwerin 1933-1945)
Im Anschluss ging er mit seiner schwangeren Frau und seinem siebenjährigen Sohn Eddi nach Berlin. In diesem Jahr wurde seine Tochter Renate geboren.
Aber das Verfahren um die Ablöse war noch nicht zu Ende, denn seine Widersacher gaben sich noch nicht zufrieden. Die mecklenburgische Industrie- und Handelskammer protestierte entrüstet gegen die Auszahlung von 250.000 RM an die Kommanditisten.
Oehlerichs Rechtsanwalt rechtfertigte sich damit, dass ihm Vertreter des Reichswirtschaftsministeriums sinngemäß vorher gesagt hätten: „Wir würden Ihnen empfehlen, um zunächst zu einem Abschluss mit den Juden zu kommen, alles das mit in den Vertrag hineinzunehmen, was der Jude verlangt. Die zuständigen Stellen, die mit der Arisierung beschäftigt sind, und letzten Endes wir selbst, werden dann schon den Vertrag so zusammenstreichen, wie wir es für richtig halten!“
So lange der Vertrag jedoch nicht genehmigt war, erhielt die Familie Löwenthal keine Auswanderungserlaubnis.
Schließlich intervenierte der mecklenburgische Gauleiter Hildebrandt persönlich und erließ Oehlerich die Zahlung von 250.000 RM, verpflichtete ihn aber dafür einen Arisierungsgewinn von 189.000 RM an das Reich abzuliefern.
(Zitat: Bernd Kasten, Ausgrenzung, Vertreibung, Vernichtung, Juden in Schwerin 1933-1945)
4. BAU DES SPEICHERS
Während sich das Verfahren um die Ablösesumme zwischen der Familie Löwenthal und Oehlerich hinzog, wurde der Speicher gebaut.
Oehlerich baute den Speicher auf dem Gelände der ehem. Militärbadeanstalt. Die Verkäufer, die Gebrüder Schomaker, hatten ursprünglich im Februar 1939 einen Kaufvertrag mit der Firma Raiffeisen über einen Teil von 2500 qm ihres insgesamt 5000 qm großem Grundstückes geschlossen.
Dieses Grundstück war jedoch der Raiffeisenfirma zu klein, was zu schwierigen Grundstücksverhandlungen führte. Schließlich gab die Firma auf und übergab das Vorhaben an die Fa. Oehlerich und Sohn. Diese baute 1939 den Getreidespeicher als sogenannten Reichstypensilo mit einer Lagerkapazität von 5000 t. Mitte August 1939 wurde das Erdgeschoß betoniert. Weiter wurde vor dem Silo längs der Speicherstraße eine Baracke aufgestellt, in der im Jahre 1947 Werkwohnungen eingerichtet wurden. Foto: 1939 Hafen. Im Hintergrund Bau des Speicher, Stadtarchiv
5. DEPORTATION
Otto Löwenthal war nicht bereit diesen staatlichen sanktionierten Raub hinzunehmen. Er führte an, dass sein Vater 1915 wegen seiner Verdienste für die Volksernährung vom Großherzog zum Kommerzienrat ernannt worden war, und er selbst als Soldat an der Front und nach dem Krieg im Heimatschutz gedient hatte. Gegen das Kartell der Diebe hatte er keine Chance. Das Wirtschaftsministerium zeigte sich von den nationalen Verdiensten der Familie Löwenthal unbeeindruckt und lehnte die Beschwerde im Januar 1941 ab. (Zitat: Bernd Kasten, Ausgrenzung, Vertreibung, Vernichtung, Juden in Schwerin 1933-1945). Das Verfahren zog sich so lange hin, dass Otto Löwenthal und seine Familie es nicht mehr schafften, Deutschland zu verlassen. Sie wurden schließlich am 12.1.1943 nach Ausschwitz deportiert und dort ermordet.
Quelle:www.juden_in_mecklenburg.de,
Privatauszeichnungen (Stammbaum) Prof. Clemens, „Die jüdische Geschichte der Stadt Sternberg“ von Jürgen Gramenz und Sylvia Ulmer, Bernd Kasten, Ausgrenzung, Vertreibung, Vernichtung, Juden in Schwerin 1933-1945, Adressbücher der Landeshauptstadt Schwerin, 1931-1936 Foto: Speicher 1995
6. ENDE DES 2.WELTKRIEGES
Nach dem Krieg mit Gründung der DDR sahen sich viele Schweriner Firmen in veränderten Verhältnissen, so auch der Getreidehandel.
Zu den drastischen Beschränkungen des privaten Großhandels gehörte es, dass man seit der Einteilung der DDR in Bezirke 1952 nur noch innerhalb des Stadtbezirkes handeln durfte. Dennoch belief sich der Hafenumschlag 1949 auf 45.000 t, welcher in den nächsten 8 Jahren weiter auf 125.000 t stieg.
Im März 1953 flüchteten Paul Oehlerich und sein Sohn Hans-Joachim nach West-Berlin. Erst zwei Jahre später durften die Ehefrauen offiziell aus der DDR ausreisen.
Im Jahre 1961 wurde der Speicher in einen volkseigenen Betrieb eingegliedert (VEB Getreidewirtschaft Schwerin) und diente weiterhin als Zwischenlager von Getreide.
Noch bis in die siebziger Jahre war der Speicher Mittelpunkt des kleinen Hafengeländes. Eine Hafenbahn fuhr hin und her und es wurden von zahlreichen Lastkähnen Waren gelöscht. Jedoch wurde schon 1967 der Schiffsverkehr zur Elbe wegen Grenzsicherungsmaßnahmen bei Dömitz eingestellt.
Anfang der siebziger Jahre wurden 200.000 t umgeschlagen, wobei nur noch 30.000 t auf dem Schiffsverkehr (vorwiegend von und nach Berlin) entfielen. 35 Betriebe mit mehr als 2000 Beschäftigte waren auf der Hafenfläche von 57ha ansässig.
Ende der siebziger Jahre lief der letzte Schiffverband aus Berlin in den Hafen ein, wobei der heutige Portalkran noch 1978 erbaut wurde, um die alten Kräne zu ersetzen.
Quelle: Historischer Verein Schwerin e.V. Foto: Hafen in den 70ziger Jahren, Stadtarchivfoto
Promenade in den 70ziger Jahren und Ende der 90ziger Jahren
Wussten Sie das?
Von 1953 bis 1968 wurden Motorbootrennen auf dem Ziegelinnensee ausgetragen. Auf einem zwei Kilometer langen Viereck-Kurs wurden sogar DDR-Meisterschaften und internationale Rennen ausgefahren, zu denen bis zu 18.000 Besucher kamen. Dabei wurden Geschwindigkeiten von damals immerhin mehr als 80 km/h erreicht. 1968 fanden dort die letzten Rennen statt. Es war immer schwieriger geworden, ein attraktives Fahrerfeld zusammenzustellen. Quelle: svz, 2017
7. WIEDERVEREINIGUNG
Nach der Wiedervereinigung im Jahre 1990 gelang der Speicher wieder in den Besitz der Familie Oehlerich.
Das gesamte Gelände des Hafens war zu einem weitgehend brach liegenden Industriegelände verkommen.
Erstes Schweriner Bauforum 1991
1991 veranstaltete das Baudezernat das erstes „Schweriner Bauforum“ mit ca. 40 Architekten. Es wurden Vorschläge und Ideen gesucht zur Neugestaltung des Hafengebietes bzw. Stadterweiterung am Ziegelsee.
Dabei wurden u.a. folgende Ziele vorgegeben;
Mischung von Wohnen, Arbeiten, Freizeit und Erholung,
Bebauungsstruktur muss Bezug zur Landschaft als auch zur Altstadt wahren, historische Gebäude und Anlagen haben Symbolwert für das Hafengebiet und sollen deshalb erhalten bleiben, der traditionsreiche Bezug der Stadt Schwerin zum Wasser und zum Grün soll berücksichtigt und eine durchgehende Grünkonzeption für das Gebiet integriert werden.
Die Stadt Schwerin stellte noch 1991 einen Bebauungsplan für einen ersten Teil des Hafens auf. Mit dem Beschluss des Bebauungsplanes „Hafen“ und dem Vorhaben- und Erschließungsplanes „Mövenburgstraße“ sollte nun die Voraussetzungen zur Entwicklung eines attraktiven Wohngebietes geschaffen werden.
1994 war der Baubeginn für die erste Wohnbebauung an der Speicherstraße / Ecke Möwenburgstraße. Ein Jahr später folgte die Grundsteinlegung auf dem benachbarten Grundstück zu dem Wohngebiet „Schöne Aussicht“.
Grundstücksordnung
Die Grundstückszuordnungen waren schwierig, da zu DDR-Zeiten, die Grundstücke sehr kleinteilig verändert wurden. Um geeignete Baugrundstücke für die Entwicklung zum neuen Stadtquartier zu schaffen, war es unumgänglich eine umfassende Neuordnung der Eigentumsverhältnisse zu schaffen. Dieses konnte nur durch ein Umlegungsverfahren nach dem Baugesetzbuch durchgeführt werden. Das Umlegungsverfahren „Hafen - Speicher“ wurde im September 1996 durch die Stadtvertretung eingeleitet und erst 14 Jahre später, im März 2010 unanfechtbar. Nicht jeder Eigentümer war mit der Zuordnung einverstanden,
Nicht nur für den Speicher war es eine spannende und aufregende Zeit, insgesamt 22 Eigentümern wurde letztlich so ermöglicht nach dem Bebauungsplan zu bauen und das Gebiet zu entwickeln
8. UMBAU SPEICHER
1995 wurde der Speicher von der Architektengemeinschaft Hirte und Schulz von der Familie Oehlerich erworben.
Die Voraussetzungen, das Hafengelände zum attraktiven Wohngebiet zu entwickeln, wollte die Stadt auf den Weg bringen. Auch Gedanken und Pläne den Hafen Teil der Bundesgartenschau 2009 werden zu lassen, folgten.
Der Architekt Rolf Hirte erkannte trotz der misslichen Zustände das Entwicklungspotenzial. Einladend war der Hafen gewiss nicht, aber er war beeindruckt von dem imposanten Gebäude mit der Lage am Wasser. Trotz seines Alters von 74 Jahren hatte er den Mut seine Vision umzusetzen. Ziel war es, den alten Getreidespeicher innerhalb von 12 Monaten in ein Hotel zu verwandeln.
Das HAUS im HAUS Prinzip
Zwei Drittel des Speichers bestanden aus Stahlbeton-Silo-Zellen, welche sich vom Untergeschoss bis zur 7. Etage erstreckten. Die wabenförmig verbundenen Stahlbetonsilos stellten eine große Herausforderung an die Planer und die ausführenden Firmen, da in diesem Bereich umfangreichen Abbruchmaßnahmen durchgeführt werden mussten. Fachfirmen schätzen die Abbruchdauer auf 12 Wochen.
Der Abbruch der Silozellen war angesichts der zum Teil über 1m starken Betonwände, im wörtlichen Sinne ein hartes Stück Arbeit. Unterschätzt hatte man den Baustil des 3. Reiches und die damit verbundene Betongüte und die Menge an eingebauten Stahl.
Tatsächlich benötigte man 14 Monate um den Abbruch durchzuführen. Dabei war auch der parallele Einbau eines Stahlgerüstes im Innern des Gebäudes von Bedeutung. Stahlbauer und Abbruchunternehmer mussten gleichzeitig und abhängig voneinander tätig werden.
Die Stahlkonstruktion ließ im südlichem Gebäudeteil ein „Haus im Haus“-Prinzip entstehen, welches 1996 mit dem Stahlinnovationspreis ausgezeichnet wurde.
Denkmalschutz und See
Der Speicher steht, als Industriebauwerk, unter Denkmalschutz. Dieser Umstand beeinflusste den Bauablauf im Hinblick auf Material- und Farbauswahl an der äußeren Gebäudehülle. Rolf Hirte legte großen Wert darauf, den Charakter des Hauses zu erhalten.
Vergegenwärtigt man sich die Höhe des Wasserspiegels des Ziegelsees, so wird schnell deutlich, dass der Speicher mit seiner an die 1,50 m starken Betonsohle „im Wasser“ steht. Eine Kasematte umschließt das Untergeschoss wie eine wasserundurchlässige Wanne.
Durch die massiven Setzungen und Gewichtsveränderungen im Laufe der Zeit, wurde diese Wanne jedoch beschädigt. Eindringendes drückendes Wasser erschwerte die Baumaßnahmen im Untergeschoss. Nach der Sanierung der Wanne,
wurde im Jahr 2000 der südliche Teil des Untergeschoß zu einem großzügigen Fitness- und Saunabereich ausgebaut.
Nach Beendigung der Abbrucharbeiten und Fertigstellung der tragenden Stahlskelettkonstruktion wurde das Gebäude in 12 Monaten komplett fertig gestellt.